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Das digitale China boomt

Wie so oft, bietet die Suchmaschine Google unschätzbare Dienste, auch wenn man sich um Informationen über die Rolle des Internet in China bemüht. Und es geht bestimmt nicht nur um das Einkaufen. Auch die chinesische Regierung und die Öffentlichkeit haben die enorme Bedeutung des Internet als Mittel der Bildung und Erziehung sowie als Verbindungsmittel zwischen den Massen erkannt. Nur zögern offizielle Stellen auch weiterhin noch, die Konsequenzen aus diesem Wissen in ausreichendem Maße zu ziehen.

In diesem Zusammenhang ist die “Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften" (CASS) eine wertvolle Bezugsquelle für Informationen. Weiterhin zu nennen ist das “China Network Information Center (CNNIC). Auch die ITU, die internationale Fernmelde-Union sowie Nielson/Netratings beobachten die Entwicklung des Internet in China und haben entsprechende Berichte veröffentlicht. Es geht nicht nur darum, ob das Internet von interessierten chinesischen Organisationen und Privatpersonen benutzt werden kann, sondern auch Begriffe wie Infrastruktur, Bildung und die Stellung des Landes im Vergleich zu anderen Nationen spielen eine wichtige Rolle.

Kein Zweifel: zwei deutliche Trends sind vorhanden, und sie gehen nicht Hand in Hand miteinander. Auf der einen Seite existiert das “China Wide Web Project”, das mit dem Ziel gegründet wurde, so viel wie möglich Material mit Inhalten in chinesischer Sprache in das Netz zu stellen. Es ist eine beträchtliche Aktion. Aber auf der anderen Seite breiten sich auch Netz-Inhalte frei expandierender Quellen in atemberaubendem Tempo aus, die nicht den Stempel der offiziellen Genehmigung tragen. Versuche, diesen Trend zu kontrollieren, sind unverkennbar. Aber sind sie vom Erfolg gekrönt? Professor Jonathan Zittrain, einer der Gründer der Berkman-Society für Internet und Gesellschaft an der juristischen Fakultät der Harvard-Universität glaubt, all solche Bemühungen werden nichts nützen - auch nicht auf Gebieten, die zur Zeit noch mit Hilfe vorhandener Technologie unterdrückt zu werden scheinen: politisches Abweichlertum, Religion, Informationsmaterial zum Thema Tibet und anderes. Der Staat tut sein bestes, um Untersuchungen einzuleiten, anzuklagen und Sanktionen gegen diejenigen durchzusetzen, die verbotene Informationen suchen und finden.

Die Absicht ist klar: man will Angst schüren und damit die Benutzung des Internet einschränken. Andere Länder, wie Kuba und Usbekistan haben den Zugang zum Internet auf diese Weise sogar noch stärker eingeschränkt, als das bis heute in China der Fall ist. Auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Iran lassen längst nicht so viel an Informationen wie China aus aller Welt zu ihren Internet-Benutzern durch.

Benjamin Edelman, Mitarbeiter der Harvard-Universität: "Unsere Studie zeigt, dass China viel Material blockiert, das substanziell wichtige Kategorien betrifft, aber regionale politische Fragen berührt - vor allem Taiwan und Tibet spielen dabei eine Rolle. Auch über den Tourismus in anderen Ländern, über das Gesundheitswesen und weitere ausgewählte Themen herrscht im chinesischen Internet noch ein gewisses Vakuum. Die Methoden, Material aus dem Ausland abzublocken, sind alles andere als perfekt. Aber dennoch sind sie im Laufe der letzten Jahre präziser geworden. Die chinesische Regierung blockiert erfolgreicher als bisher solche Informationen, die sie nicht im Lande verbreitet sehen möchte. Auf der anderen Seite kommt mehr als früher Material ins Land, das als erwünscht oder unbedenklich gilt.

Harvard-Professor Zittrain weist auch daraufhin, dass die chinesischen Methoden verstärkt darauf hinzielen, nicht mehr ganze Websites, sondern nur einzelne unerwünschte Seiten zu blockieren.

Trotz allem aber gibt es eine unbestreitbare Information, auf die chinesische Stellen nicht ohne Stolz hinweisen: nach den Vereinigten Staaten ist China das Land mit der zweitgrößten Zahl von Internet-Benutzern in der Welt. Auf der zweiten Internetkonferenz der Volksrepublik China im Dezember wurden folgende Statistiken veröffentlicht: 30 Millionen Computer im Lande sind in diesem Monat "online" gewesen. 78 Millionen Chinesen nutzen diesen Dienst. Es gibt eine halbe Million Websites. Das Wachstum betrug im Jahre 2003 allein 48 Prozent. Bis zum Jahre 2005 rechnet man damit, dass sich diese Zahl verdreifacht. Bedenkt man die enorme Einwohnerzahl von 1,287 Milliarden Menschen (CIA Factbook), dann ist das zwar noch immer ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch richtig ist, dass sich der Trend nicht mehr umkehren dürfte. Xu Guanhua, stellvertretender Minister für die Informationsindustrie, gab auf der zweiten Internet-Planungskonferenz bekannt, sein Ministerium würde die Makro-Planung verstärken, die Internet-Industrie auf ihrem Weg unterstützen und den Prozess der Upgrades mit Schwerpunkt auf dem Markt weiterhin vorantreiben.”

Fachleute halten die Tatsache für besonders wichtig, dass die chinesische Regierung das “Worldwide Web” längst nicht mehr als einen Angstgegner, sondern als unabdingbares Mittel zum Fortschritt bezeichnet, dem sich die Chinesen aus ureigenem Interesse heraus verschrieben haben. Die Regierung hat Filtermethoden so verfeinert, dass sie dem durchschnittlichen Benutzer des Internet weitgehend verborgen bleiben. Sie kontrolliert die Inhalte auf der Gateway-Ebene durch Überwachung der Internet-Service-Provider – ChinaLinks Networks, Netaway und VPM Internet Services. Jeder Telecom-Service Provider, der in China geschäftlich tätig werden will, erhält Listen mit Richtlinien, an die er sich halten muss. Zwar fehlt es nicht an Protesten internationaler Organisationen gegen solche Maßnahmen, aber keines der Unternehmen weigert sich in der Regel, die Richtlinien einzuhalten, weil man das Geschäft mit China und die enormen Verdienstmöglichkeiten – vor allem in der absehbaren Zukunft - nicht riskieren möchte. Dass es trotz der knapp 1,3 Milliarden-Bevölkerung bisher noch nicht einmal 100 Millionen Internet-Benutzer gibt, läßt den Grad der Explosion erahnen, den der Informationsmarkt in China – und zwar auch der Konsumenten-Sektor - binnen kurzem erleben dürfte.








Erdstation E-Mail: astrocal@hotmail.com