Chinas Start in die bemannte Raumfahrt ... kein unbedeutender Tag
Das bemannte Raumfahrt-Programm, das China jetzt durch einen ersten,
spektakulären Flug einleiten will, wurde bereits seit 1992 vorbereitet.
Das Shenzhou-Raumschiff hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem russischen
Soyuz-Projekt, das in den sechziger Jahren entwickelt wurde und sich
seitdem in vielen Flügen bewährte. Chinesische Experten machen
allerdings geltend, ihre Shenzhou-Version sei von Grund auf neu
entwickelt worden - wenn auch mit technologischer Assistenz aus
Russland.
Auch die Kapsel, die für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre benutzt
wird, weist deutliche Ähnlichkeit mit Soyuz auf. Sie kann gleichzeitig
drei Astronauten per Fallschirm zur Erde zurückbringen. Bei dieser
ersten Mission haben die Chinesen allerdings nur einen einzigen Menschen
im Weltraum eingeplant.
Mit großem Interesse hat die Öffentlichkeit in China und anderswo in der
Welt die ersten Testflüge verfolgt. Im November 1999 flog eine erste
Kapsel 14 mal um die Erde und beschrieb eine "weiche Landung" nur etwa
14 Kilometer von dem geplanten Landeplatz entfernt. Sämtliche Systeme,
so macht Chinesen damals geltend, funktioniert planungsgemäß. Während
des zweiten Fluges wurden lebende Tiere an Bord transportiert, um
Systeme zu testen, die jetzt menschlichen Astronauten zugute kommen
soll. Nach der Landung dieses Unternehmens wurden keine Fotos
veröffentlicht – was zu der Vermutung Anlaß gab, dass nicht näher
erklärte Probleme aufgetreten waren. Beim dritten und vierten Flug
schließlich flogen Astronauten-Attrappen und weitere wissenschaftliche
Testprojekte mit. Diese Unternehmen waren nach Angaben aus Beijing
erfolgreich und führten zu der Entscheidung, es jetzt mit Menschen an
Bord zu versuchen.
Und wenn dieses Unternehmen oder wesentliche Probleme verläuft, ist im
Laufe des nächsten halben Jahres ein weiteres bemanntes Projekt
geplant. Bis 2006 verfolgen die Chinesen das ehrgeizige Ziel, eine
unbemannte Umkreisung des Mondes zu versuchen. Und der nächste Schritt
wäre - ebenfalls ohne Menschen an Bord - der Versuch einer Mondlandung.
Zu den Zielen der chinesischen Raumfahrt gehört es auch, eines Tages
eine Raumstation in die Umlaufbahn um die Erde zu bringen. Die
wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür hofft man durch die enormen
Leistungen der chinesischen Bevölkerung zu schaffen: extrem niedrige
Arbeitslöhne ermöglichen es, die halbe Welt mit Gütern zu versorgen und
die Devisen dann für große Fortschritte der Volkswirtschaft zu
benutzen. Kein Zweifel, dass man mit dem Raumprogramm auch militärische
Ziele verfolgt. Davon ist aber in der offiziellen Darstellung nicht die
Rede. Chinesische Offizielle weisen daraufhin, dass das
Shenzhou-Programm allein friedlichen Zielen dient.
Beijings Fähigkeit, Satelliten mit Aufklärungsanlagen in die
Erdumlaufbahn zu schicken, verschafft der Großmacht globale
Möglichkeiten, die für Unternehmungen des Westens, vor allem der
Vereinigten Staaten, in Zukunft immer größere Risiken bedeuten werden.
Chinas ehrgeiziges Raumfahrtprogramm sowie nicht zuletzt die neuen
ballistischen Rakete und “Cruise Missiles” könnte eines Tages, so
befürchten die Amerikaner, die strategischen Verhältnisse auf der Erde
deutlich verändern. Experten haben daher in der Vergangenheit oft davon
gesprochen, dass mit dem zweiten Jahrtausend ein "chinesisches
Zeitalter" begonnen hat.
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Erdstation
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