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Künstliches Leben steht vor der Tür

In einer Zeit der enormen rasanten Fortschritte der Computertechnik, so sagen Wissenschaftler in aller Welt heute, ist eine kommende Revolution nicht mehr weit entfernt, die viele Menschen bereits jetzt nicht nur mit freudiger Erwartung, sondern auch mit unverhüllter Furcht quittieren: künstliches Leben wird, wie das Automobil, das Kino und der Computer, nicht mehr rückgängig zu machen sein. Es wird guten Zwecken dienstbar gemacht werden, aber auch für Verbrechen eingesetzt - und etliche Länder, auch der westlichen Zivilisation, sind auf die nächsten zu erwartenden Schritte nicht sehr gut vorbereitet.

“Es besteht kein Zweifel darüber, dass wir hier mit etwas sehr wichtigem - aber auch gefährlichem hantieren”, erklärte Steen Rasmussen vom Los Alamos-Nationallabor in Neu-Mexiko kürzlich im US-Fernsehen. Doch was jetzt geschieht, ist im Grunde genommen nicht viel anders als das, was Menschen taten, als sie Feuer, Transistoren oder Methoden der Atomspaltung erfanden: je potenter die neue Technologie ist, desto vorsichtiger muss man damit umgehen.”

Rasmussen hat auch von vielen anderen Laboratorien gehört, in denen an der Schöpfung von Leben der verschiedensten Arten gearbeitet wird. Und die Wissenschaftler dort sagen, dass sie zum ersten Mal in der Geschichte über alle Zutaten verfügen, die erforderlich sind, um zum Beispiel chemische Reaktionen zum Leben zu erwecken.

Andere Technologien, die auf der Erde entwickelt wurden, sind eindeutig weniger einflussreich auf das Leben derer, die sie schufen. Die Kreation von Leben, so vermuten Fachleute, wird eher vergleichbar mit der Entdeckung von Lebewesen auf anderen Planeten sein. Sie wird zu einer Neuauflage von Fragen führen, die auf der Erde bereits seit langer Zeit immer wieder zu hören sind: "Was ist Leben?", und "Woher kommen wir?"

Mark Bedau, Professor für Philosophie und Humanwissenschaft am Reed College in Portland, US Staat Oregon ist Chefredakteur des Magazins "ArtificIal Life Journal”. Er rechnet damit, dass das erste künstliche Leben bereits bestehende religiöse und kulturelle Überzeugungen der Menschen ernsthaft herausfordern dürfte. Aber: Abgesehen von den enormen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die solche Schöpfungen mit sich bringen, werden wir auf diese Weise viele kommerzielle und wirtschaftliche Vorteile für uns verbuchen können.

Wissenschaftler träumen besonders von winzigen lebenden Maschinen - von individuell hergestellten Zellen, die in der Lage sind, den Körper zu heilen, Umweltverschmutzung zu beseitigen, bei der Handhabung von elektronischen Einrichtungen und Kommunikation zur Hand zu gehen - und vieles mehr.

So heißt es auch, dass sich ein gestrickter Pullover in Zukunft von selbst flicken können wird. Und dass ein Computer in der Lage sein wird, Fehler in der Programmierung zu erkennen und selbsttätig zu reparieren.

Auf der Grundlage von Veröffentlichungen der letzten Jahre wird häufig angenommen, dass bahnbrechende Erfindungen auf diesem Sektor vornehmlich in den USA entstehen dürften. Und tatsächlich arbeiten auch über 100 Laboratorien in den 50 US-Staaten an solchen Projekten - vor 40 Jahren waren es nur 10.

Aber eine der wesentlichen Initiativen ist interessanterweise das "Projekt für programmierbare künstliche Zellen-Evolution" der europäischen Union, das kürzlich mit einem Fond von ungefähr $9 Millionen etabliert worden ist. Im Monat März soll PACE das erste Institut eröffnen, dass speziell der Schöpfung künstlichen Lebens gewidmet ist. Es trägt die Bezeichnung "Europäisches Zentrum für lebende Technologie" und wird in Venedig errichtet. Europäische und amerikanische Forscher sollen dort tätig sein.

"Es ist eine synthetische biologische Revolution", sagte John McCaskill, Professor für theoretische Biochemie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, die das Programm der Europäischen Union für künstliches Leben beaufsichtigt: "ganz offensichtlich wollen wir nicht zu polemisch bei der Beantwortung der Frage sein, wie schnell all das die Gesellschaft neu formieren wird”, fügte er hinzu.

Wissenschaftler versuchen, das große Geheimnis zu ergründen, wie Leben auf der Erde, möglicherweise dem Mars und anderen Orten des Universums entstanden ist. Wie ist es möglich, dass Atome von Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff, auf die richtige Art und Weise geordnet, eine Karotte ergeben? Und, auf eine andere Weise sortiert, einen Menschen?

Einen rein mechanischen Apparat, der sich bewegt und bestimmte Funktionen erfüllt, betrachtet man gewöhnlich nicht als Baustein für Leben. Aber vielleicht wird man als Forscher und Erfinder auf diesem Sektor in Zukunft umdenken müssen. Eine Zelle ist im Grunde genommen eine Miniatur-Maschine, in der Atome, die selbst nicht leben, sich ständig neu arrangieren, um bewegliche Teile zu bilden, die die Grundform des Lebens sind. Neue Strukturen entstehen, die der Zelle die Möglichkeit verleihen, sich selbst zu reparieren, zu reproduzieren, und sich an veränderliche Umgebungen anzupassen. Ein Schlüsselelement aller lebenden Systeme ist die Fähigkeit, sich durch natürliche Selektion weiterzuentwickeln. Wer erfolgreich ist, überlebt eine Zeit lang, wer sich nicht anpasst, stirbt. Die Idee ist, diesen evolutionären Design-Prozess in eine Technologie zu verwandeln, die man dazu benutzen kann, Dinge zu produzieren, die kompliziert sind, und die sich selbstständig an eine Situation anpassen, oder dass man im voraus an all die Probleme denken muss, die in der Zukunft noch auftreten könnten.

Unsere Technologie sieht sich zur Zeit einer Komplexitätskrise gegenüber", sagt Bedau. “ Wir müssen Dinge produzieren, die komplizierter sind, wenn wir neue Arten der Funktionalität erschließen wollen. Wir wollen bessere Telefon-Wahlnetze, bessere Computer, bessere Raumschiffe - aber wir wissen nicht, wie wir das tun sollen!"

"Wenn wir Leben kreieren, brauchen wir neue Ideen, wie wir komplizierte Dinge produzieren können", fügte er hinzu. "Wir können diese Prinzipien auch auf andere Gebiete ausdehnen. Das Leben ist sehr, sehr kompliziert - aber es repariert sich selbst, es organisiert sich selbst, es passt sich spontan an Veränderungen an. Es wäre schön, einen Space Shuttle zu haben, der all diese Dinge beherrscht - oder ein Telefon-Wahlnetz, das wachsen und sich auf organische Weise an neue Aufgaben anpassen kann."

Es ist ein Traum, den Wissenschaftler seit langem anhängen. Jetzt glauben sie, dass sie in den nächsten fünf bis 10 Jahren in der Lage sein werden, künstliches Leben herzustellen.

"Aber wir haben das schon in den vergangenen 50 Jahren gesagt", wendet David W. Deamer ein, ein Professor für biomolekulares Design an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. "Was heute anders ist, ist die Tatsache, dass wir eine bestimmte Zahl von Menschen haben, sich für dieses Feld interessieren - und außerdem einige kürzliche Entdeckungen, die den Durchbruch bedeuten könnten. ."








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