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US-Colleges ergreifen Maßnahmen gegen Abschreiben



Es wäre noch zu früh, von einer total verbreiteten “Schummel-Welle” berichten zu wollen, denn die Bereitschaft, die Abschlussnoten nicht ganz jährlich aufzufrischen, ist regional und national verschieden. Aber trotzdem gibt es vielerorts eine erstaunliche Kreativität bei der Hi-Tech-Version des Abschreibens: in Kalifornien fotografieren manche Studenten ihre Fragebögen mit Handy-Kameras, tauschen bei Klausuren antworten per SMS aus und kopieren ganze Abschlussarbeiten aus dem Internet. Lehrer wissen oft nicht: sollen sie die Kreativität bestaunen oder sich über die Unverfrorenheit ärgern, mit denen sich mancher aus der Affäre zieht?

Noch kürzlich teilte eine Akademikerin aus dem Staate Colorado mit,man habe dort nicht in einem einzigen Fall wirkliches Hightech-Abschreiben festgestellt. CSUN, die Universität des Los Angeles-Vorortes Northridge, berichtete dagegen in diesem Monat auf die Anfrage einer lokalen Zeitung, das “Cheating” habe sich dort um 100 Prozent gesteigert - und zwar mit allen Mitteln. Haben die Kalifornier einfach mehr Vergnügen im Leben und wollen ihre Freizeit lieber auf Surfbrettern am Strand des Pazifik verbringen als mit den Papieren und Büchern ihres Studienbereichs? Was auch immer - der Trend ist da, und er wird sich kaum umkehren.

Immerhin wird offenbar verhältnismäßig selten einer erwischt: Fälle, in denen Studenten Semester wiederholen oder gar von der Schule geflogen sind, sind kaum messbar, sagen die Lehrkräfte. Und neuerdings haben sich auch die akademischen Bereiche dem Problem angenommen: die Universitäten, Colleges, Fachhochschulen benutzen spezielle Software, mit denen sie das ganze Internet nach Plagiaten durchforsten - genauso wie vorher die Studenten bei dem Versuch, sich das Leben vor einem Examen zu erleichtern. "iParadigms, LLC" in Oakland, ebenfalls Kalifornien, ist eines der Unternehmen, die sich auf solche Software spezialisierten. Die Website, auf der es die Produkte anbietet: http://www.turnitin.com

In Los Angeles gibt es ein gemeinnütziges Institut für Ethik, genannt Josephson, http://www.josephsoninstitute.org, das das mehr oder weniger ethische Verhalten unter anderem von Studenten untersucht. Im Jahre 2002 veröffentlichte es ein Umfrageergebnis, nach dem 75 Prozent von 10,000 Oberschülern angegeben hatten, während des Examens mindestens einmal abgeschrieben zu haben. Im Jahre 1992 hatte diese Zahl bei 61 Prozent gelegen. Nationale Umfragen in den USA bestätigen das: rund 3/4 der Schüler und Studenten geben an, sie hätten abgeschrieben. Bestand der Rest aus den “Strebern”, die nahezu ihre gesamte Studienzeit mit ihren Büchern verbringen - oder aber geniale, beneidenswerte Talente sind, denen alles zufliegt, und die ihrerseits andere abschreiben lassen? Vielleicht.

Aber gerade auf technischem Sektor gibt es auch Grauzonen. Manche Elektronenrechner, deren Benutzung bei Klausuren gestattet ist, haben heutzutage auch die Möglichkeit, Texte, Formeln und anderes Material zu speichern, die sich bei den Arbeiten als nützlich erweisen, aber - je nach der Konzeption der Examensarbeit - möglicherweise nicht gestattet sind. Die Welt ist auch für Lehrkräfte extrem kompliziert geworden, da sie damit rechnen müssen, dass nicht nur ihre bevorzugten Fragestellungen, sondern auch die Antworten im Internet zu finden sind.

Und selbst wer korrekt und ethisch vorgeht, hat es heutzutage mit Hilfe von Google, Yahoo, Altavista und anderen viel leichter als Generationen vor ihm, die gezwungen waren, ihre Wochenenden in Büchereien zu verbringen. Heutzutage findet man vieles im Handumdrehen durch eine Internet-Suche - wenn man es nicht in seiner eigenen Sprache findet, dann möglicherweise in einer anderen, die mehr und mehr Studenten beherrschen.

“Denn für das Leben lernen wir”- hiess es früher, und heißt es auch heute noch. Aber wichtig ist natürlich auch die Tatsache, dass nicht jeder, der bei Klausuren und Abschlussarbeiten während des Studiums besonders gut ausgesehen hat, auch tatsächlich später eine perfekte Karriere erleben wird. Einige der bemerkenswertesten Talente der Welt haben sogar ihre Studien abgebrochen, um früher mit der Karriere beginnen zu können. Es ist also durchaus keine Garantie für’s Leben, sich jahrelang durch ein kompliziertes Studium zu quälen, mit einer perfekten Abschlussarbeit zu glänzen und später im Beruf feststellen zu müssen, dass es im Alltag auf ganz andere Dinge ankommt, als nur das “Auswendiglernen”von Fakten, die möglicherweise schon in einigen Jahren ohnehin nicht mehr gültig sind.

Mit anderen Worten: in vielen Fällen hat einer der größten Wissenschaftler der Geschichte recht, die jemals das Licht der Welt erblickten: Albert Einstein, den Millionen von T-Shirts in aller Welt mit den Worten zitieren: “Kreativität ist wichtiger als Wissen”.








Erdstation E-Mail: astrocal@hotmail.com