Hollywood versucht, seine Online-Zukunft zu steuern
Während die Speicherung von Musik und Filmen im Internet und auf
Computern mehr und mehr Fortschritte macht, hat die US-Filmbranche
bisher erstaunlich wenig gegen die Piraterie auf diesem Sektor getan.
Auch Bemühungen, Hollywoods Produkte ganz legal auf Websites anzubieten,
gingen - ähnlich wie in der Musikbranche - lange Zeit über nur
schleppend voran.
Das scheint sich jetzt rasch zu ändern. Es beginnt damit, dass die
Konzerne den Mitgliedern der Hollywood Film- und Fernseh-Akademie ab
sofort keine “Screeners” mehr anbieten wollen, Video-Kopien von Filmen
auf DVD’s und Kassetten, die sie zur Beurteilung bei der Auswahl von
Filmen für die Oskarverleihung verwenden. In den USA und in einigen
anderen Teilen der Welt, vor allem China, sind solche Kopien mehr und
mehr aufgetaucht - mit dem typischen Hinweis "For your Consideration”.
Jack Valenti, der Präsident derMotion Picture Association of America,
hat in diesem Zusammenhang beim Hollywood-Establishment mit den Worten
um Verständnis geworben: "Wir wissen, dass diese “Screeners” nur ein
sehr kleines Problem darstellen. Aber wir müssen jetzt jedes Loch im
Deich schließen, das wir finden können."
Experten der Branche sagen, die rein technischen Hürden einer
Amok-laufenden Film-Piraterie im Internet hätten sie bislang vor
Verlusten im großen Stil bewahrt. Selbst bei Kazaa, EDonkey, Grokster
und Morpheus spielen die illegalen Kopien von Kino-Produkten bisher eine
verhältnismäßig kleine Rolle. Aber das kann sich schnell ändern - in
dem gleichen Maße, in dem Festplatten ein enormes Fassungsvermögen
bekommen. Und außerdem: 80% der amerikanischen Haushalte verfügen zur
Zeit noch nicht über eine Möglichkeit, das Internet auf dem
Breitband-Wege anzuzapfen. Das dürfte sich in nächster Zeit allerdings
schnell ändern - und dann will Hollywood auf alle Ereignisse besser
vorbereitet sein als die Musikbranche vor einem Jahr.
Während das Ende der “Screeners” in Hollywood in letzter Zeit für
Schlagzeilen sorgte, wird erst langsam bekannt, dass die Filmindustrie
weitere Schritte vorbereitet hat, um der Piraterie wirkungsvoll zu
begegnen. Dazu gehören:
Eine öffentliche Kampagne mit Websites, Fernseh-Werbespots und Lektionen
für Studenten – wie http://www.respectcopyrights.org und “Digital
Citizenship".
Legale Online-Filmvertriebe wie Movielink, Netflix und CinemaNow. Und
“Moviebeam” der Disney-Gesellschaft - ein System, das sich der
Fernsehsendungen bedient, um über eine Set-Top-Box “Pay Per View”-Filme
direkt auf die Festplatten von Fernsehteilnehmern zu kopieren.
Außerdem ist etwas in Gang gesetzt worden, was MPAA-Chef Jack Valenti
“Technology Research” nennt: "wir haben uns zum Ziel gesetzt, die besten
Köpfe auf dem Sektor der Hochtechnologie einzusetzen, um technologische
Maßnahmen zum Zurückdrängen der Piraterie hervorzubringen."
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Erdstation
E-Mail: astrocal@hotmail.com
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